Seo Watchblog - Suchmaschinenoptimierung einfach erklärt

SEO Ethik 2

Veröffentlicht am 25. August 2008 in Fragen

Da mir die Reaktionen auf den Artikel SEO Ethik gezeigt haben, dass es wohl nicht verstanden wurde, welches Anliegen ich mit dem Text verfolgt habe, versuche ich es noch einmal prägnanter auszudrücken. Verwirrend war wohl das gewählte Beispiel und deshalb werde ich in diesem Artikel komplex bleiben. Ich dachte, man könnte an einem konkreten Fall die von mir aufgezeigte Problematik diskutieren. Stattdessen wurde hier und auch bei Robert Basic, der das Thema dankenswerter Weise aufgenommen hat, über das von mir gewählte Beispiel diskutiert. oder übers Geld verdienen mit Suchmaschinen im allgemeinen. Oder warum es keinen Sinn macht auf namen zu optimieren. Aber nicht über die ethische Frage, die ich in Bezug auf die Suchmaschiennoptimierung stellen wollte. Deshalb werde ich sie hier noch einmal stellen: Was soll man als Suchmaschinenoptimierer dürfen?

Ich wähle dieses Mal einen Vergleich, kein Beispiel um mich der Frage zu nähern, oder auch nur das Problem darzustellen. Es gibt einen Pressekodex. Dieser Kodex wurde geschaffen, weil man eingesehen hat, wie machvoll Medien sind. Zeitung, Radio und Fernsehen sind nicht nur durch unser Grundgesetz, sondern qua Medium mit einer enormen Macht auf unsere Gesellschaft ausgestattet. Journalisten aber dürfen nicht alles machen, was Geld oder Einfluss sichert. Deshalb gibt es den Pressekodex und auch wichtige einschränkende Gesetze, die konkret regeln, was darf und was nicht. Der Pressekodex aber ist eher eine Ethik, gegen deren verstoß es wenig Sanktionsmöglichkeiten gibt, was aber nicht heißt, dass diese Regeln nicht geachtet werden und das mit guten Gründen. Es geht nämlich nicht darum zu verbieten, sondern gesellschaftliche Verantwortung auszuüben.

Nun gibt es schon seit einigen Jahrzehnten das Internet und sogar die bereits angesprochenen Medien haben sich darauf eingestellt. Für sie gilt der Pressekodex auch im Internet. Es ist ein neues Medium, das in der journalistischen Arbeit aber dennoch den publizistischen Regeln des Pressekodex folgt. Mit einer Ausnahme: die Medien sind nicht mehr alleine Inhaber der Macht über dieses Medium, über Wissen und Informationen. Millionen Menschen haben die neuen Möglichkeiten des Bloggens genutzt und nehmen so mehr oder weniger Teil am Informationsmarkt.

Einige haben sich sogar spezialisiert auf diesem Informationsmarkt und haben eine Technik entwickelt, die ihnen einen enormen Vorteil auf diesem Markt verschafft: der Suchmaschiennoptimierung. Google und andere Suchmaschinen verwalten das Netz indem sie eine für jeden einfach verständlichen und anwendbaren Anfangspunkt bieten. Man sucht etwas und bei Google findet man dies (mehr oder weniger).

SEOs machen sich zu Nutze, dass die erste Anlaufstelle der meisten Internetnutzer eine Suchmaschine ist und platzieren ihre Seiten sehr weit vorne in den Suchergebnissen. Dadurch erreichen sie sehr viele Informationsbedürftige und versorgen sie mit mehr oder weniger guten Informationen wie z.B. Preisvergleichen und hoffen mit diesen Informationen eine Kaufentscheidung herbeizuführen. Oft reicht auch schon ein klick auf einen Werbebanner um den SEO glücklich zu machen. Da unterscheiden sie sich nicht von den Journalisten, die zwar nicht im einzelnen am Verkauf oder dem Klick interessiert sind, aber von jemandem bezahlt werden, der ein reges Interesse an der Wirtschaftlichkeit seines Informationsprodukts hat.

Der Unterschied macht eben der Pressekodex, den ich anfangs eingeführt habe. Denn warum sollte sich ein SEO an diesen halten, ein Journalist ist er ja nicht. Doch er erfüllt in weiten Teilen die selbe Rolle und auch wenn seine Arbeit meist eine ganz andere ist als das Produzieren von Texten, so ist die Macht, die er mit seiner Arbeit bekommt doch eine ähnliche. Und weil wir es für sinnvoll halten die Macht der Journalisten mit einem Pressekodex in eine gesellschaftlich verantwortungsvolle Richtung zu lenken, denke ich, dass wir über einen ebenso gestrickten SEO-kodex nachdenken sollten.

Denn wir haben die Macht Meinungen massenhaft zu beeinflussen und dieser Verantwortung müssen wir uns stellen, denn für uns gilt nicht die selbe Maxime, die ich durchaus dem Blogger mit 30 Besuchern zugestehen würde, dass er seine Meinung, seine Perspektive und seine Gedanken für wenige schreibt, so wie er sie sonst eben sagen würde. SEOs verbinden Werbung, Massen, Meinung und Information auf eine Art und Weise, die uns alle angeht.

Man muss also zwischen dem unterscheiden was gut funktioniert und so eben Geld bringt und dem, ob wir dies auch gut finden können, also wollen können. Es geht also nicht um Black Hat SEO oder White Hat SEO. Das sind funktionale Fragen und es wird sich auf das Ranking auswirken, kurz oder lang. Das ist ein rein wettbewerblicher Konflikt zwischen Seitenbetreibern und Google, nichts weiter, solange es im rechtlichen Rahmen bleibt, also nicht spamt. Ich spreche hier über die Ziele der Suchmaschinenoptimierung, darüber, welche Seiten wir auf welche Begriffe optimieren. Ob nicht auch die Macht zur Informationsbeeinflussung uns eine Pflicht zur Qualität aufbürgt. Inwieweit wir diese Technik politisch einsetzen dürfen oder sollen.

Viele Fragen und alles ganz sicher nicht einfach zu beantworten, aber vielleicht ist mit diesem Artikel klarer geworden, welche Grafen ich anstoßen will.

4 Kommentare
  • so (Webseite) am 25.08.2008 um 23:19 Uhr (#)

    Hallo,
    ich finde es an sich sehr löblich, wie Du in 2 Artikeln versuchst den Bloggern zu vermitteln, dass man nicht alles zu Gold machen sollte. Und da Du sicherlich nicht allein mit Deiner Meinung da stehst, solltes Du nicht vergessen, dass jeder seinen Preis hat. Oder glaubst Du, dass die Kollegen Braun und Konsorten ursprünglich die Atombombe bauen wollten? Also, es gibt eben solche und andere und auch wenn Du Dich dagegen sträubst, ist das Internet leider zu groß, um ALLE davon zu überzeugen, dass man manchmal nachdenken sollte, bevot man es schreibt. Das siehst Du ja bereits in so tollen Seiten wie rottenneighbors.com, auf der Nachbarn verleumdet und teilweise in den Wahnsinn getrieben werden.

  • Raphael Raue (Webseite) am 26.08.2008 um 10:17 Uhr (#)

    Nun, wenn ich einen überzeugen könnte, dann wäre es für mich jedenfalls ein Erfolg. Es würde zwar nichts ändern, aber das heißt für mich nicht, dass man es nicht versuchen sollte. Zudem versuche ich so wenig wie möglich zu überzeugen und dafür um so stärker zum Denken anzuregen.

    Und es geht mir nicht um einen Gegensatz zwischen Geld verdienen und Ethik, sondern um den Machgebrauch und die damit einhergehende Verantwortung. Man kann verantwortungsvoll Geld verdienen und man kann auch verantwortungslos Seiten ins Netz stellen, ohne damit Geld zu verdienen.

  • so (Webseite) am 26.08.2008 um 12:56 Uhr (#)

    Da gebe ich Dir vollkommen Recht, aber die Realität sieht eben anders aus und das fängt schon bei Google an, dem allmächtigen Gott, dem alle hinterherlaufen. Die kümmert es einen Dreck, ob sie ihre Macht dazu nutzen tausende von Informationen über jeden zu sammeln oder vielleicht gar verkaufen? Wer weiß das schon? Falls Du das Video Epic 2015 nicht kenne solltest, schau es Dir mal an und Dir wird ganz anders werden…
    Dennoch finde ich Dein Vorhaben löblich. ;)

  • hannes (Webseite) am 27.08.2008 um 16:40 Uhr (#)

    Hi Soeren, ich find es auch gut, dass Du solche Überlegungen anstellst. Ich will, weil Du den Pressekodex angeführt hast auf die Unterschiede, die ich sehe eingehen.

    SEO an sich: Meinungsbildung werden die wenigsten SEOs betreiben können (oder wollen), da sie keine meinungsbildenden Inhalte anbieten. Redaktionelle Inhalte sind meist rein informativ oder beschreibend.

    SEO im Unternehmen: Wenn eine größere Seite SEO betreibt, die auch meinungsbildende Texte online stellt, so wird diese aus der Tradition heraus dem Pressekodex verschrieben sein, denn grundsätzlich werden Texte, die das Zeug haben, meinungsbildend zu sein, von Journalisten erstellt.

    Der SEO an sich hat (wenn er nicht Extremist ist), meiner Meinung nach überhaupt kein Interesse, seine Meinung unter die Leute zu bringen, der Journalist schon. Durch die gesetzlich vorgeschriebene Kennzeichnung von Werbung und Inhalt ist auch hier bereits dem SEO eine Hürde auferlegt, unlauter zu handeln.

    In diesem Sinne halte ich einen Ethik-Kodex (wenn es nicht um funktionelle Dinge geht, die Du ja ausgeschlossen hast) für SEO für weniger sinnvoll. Was die Techniken angeht bin ich da allerdings anderer Meinung und auch ein allgemein verbindlicher Internet-Kodex (auch im Hinblick auf die von so genannte Seite) wäre sehr wünschenswert.